PSSM, EPSM oder nur Fütterungsfehler?!

Manchmal ist die Lösung einfacher, als man denkt oder doch schwerer?

 

Das Pferd leidet unter Flatulenz, rülpst und leidet immer wieder unter Infekten, es magert ab obwohl genügend Heu und Kraftfutter gefüttert wird. Im Internet werden dann diese Symptome diskutiert und schon bekommt man jede Menge Abkürzungen diverser Krankheiten um die Ohren geschlagen.

Solche Diagnosen wie PSSM – Polysaccharide Storage Myopathy
oder EPSM – Equine Polysaccharid Speicher Myopathie, eine degenerative Muskelerkrankung basierend auf einer fehlerhaften Kohlenhydrat- Verstoffwechslung, werden immer häufiger gestellt. Früher fast nur bei den typischen Westernpferde bekannt, werden immer mehr Rassen mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht.

Aber die wenigsten Pferde mit den oben genannten Symptomen leiden wirklich unter dieser Mutationskrankheit. Viel häufiger sind es einfache Fehler in der Fütterung, ob aus Unwissenheit, falscher Annahme oder weil es schon immer so gemacht wurde.

Wir Menschen neigen dazu, von uns auf andere Lebewesen zu schließen und das macht es oftmals kompliziert. Man muss kein ausgewiesener Pferde-Ernährungs-Berater oder Therapeut sein, um diese Fehler zu korrigieren. Betrachtet man sich die Verdauung der Pferde, werden die Zusammenhänge der Symptome mit der Art der Fütterung schnell klar.

 

Pferde sind keine Körnerfresser!

Im Gegensatz zu uns Menschen ist im Speichel der Pferde keine Amylase enthalten, Amylase dient der enzymatischen Aufspaltung von Stärke. Große Mengen dieser Stärke, können im ersten Teil des Verdauungstraktes nicht ausreichend enzymatisch verdaut werden und gelangen in den Blinddarm des Pferdes, ein bis zu 35l großer Gärraum und in ihm bauen Mikroorganismen die Stärke in Fettsäuren um, welche zu Fehlgärung (Flatulenz und Rülpsen) und zu einem sauren Darmmilieu führen.

Im Blinddarm, der zum Dickdarm gehört, werden bei gesundem bakteriellen Darmmilieu das Rauhfaser-Futter mikrobakteriell verdaut, hier findet kaum enzymatische Verdauung statt. Auf Grund der Übersäuerung verändert sich die bakterielle Zusammensetzung in diesem Darmmilieu, Heu, Stroh und Gräser können nicht mehr vollständig aufgespalten werden.

Und als weitere Konsequenz schwächt ein ungesundes Darmmilieu das Immunsystem.

Und bedenkt man, dass bei einer Fütterung von einem Zuviel an Getreide, ein Pferd verhältnismäßig  wenig Speichel produziert und dies den Säure-Base-Haushalt negativ beeinflusst, so sollte man sich auch im klaren sein, dass die mikrobakterielle Verdauung im Dickdarm etwa 60% der Verdauung ausmacht. Und daher der Rauhfasser-Fütterung viel mehr Beachtung geschenkt werden muss.

 

Heu – vorne rein, hinten raus

Pferde beziehen Ihre Energie und Nährstoffe (Kohlenhydrate, Proteine und Fette) fast ausschließlich aus Rauhfaser-Futter, werden diese nur unvollständig aufgespalten, fehlen dem Pferd lebenswichtigen Nährstoffe.

Um die lebenserhaltende Systeme zu schützen, baut der Organismus bei Unterversorgung diese Nährstoffe aus den „unwichtigen„ Bereichen ab. Zum Beispiel das Protein aus den Skelettmuskeln, Muskelatrophie (Muskelabbau) ist die Konsequenz.

 

Der Teufelskreis

Um diesen Substanzverlust auszugleichen, werden dann den Pferden  vermehrt Kraftfutter zugefüttert, diese bestehen wiederum zum großen Teil aus Getreide und Getreideabfallprodukten, also für das Pferd schlecht bis nicht verdauliche Stärke.

Das Pferd magert weiter ab!

Manch Futtermittelhersteller wirbt mit speziellen Produktionsmethoden, die das Getreide leichter verdaulich machen sollen, diese basieren durchweg auf thermische Verarbeitung des Produkts. Thermische Verarbeitung beinhaltet aber auch eine Veränderung und Verlust der Nährstoffen.

 

Darmsanierung tut gut

Diesen Pferden könnte durch eine gute Zusammenstellung natürlicher Mineralfutter, Kräuter und eine angepasste Heufütterung schnell geholfen werden. Und wenn sie wieder von PSSM hören, schauen sie sich das Pferd an, untersuchen sie es auf Anzeichen einer Übersäuerung, lassen sie den Kot testen – Überdenken sie Ihre Fütterung.

Hafer ist das Getreide, welches ein gesundes Pferd am besten verwerten kann aber, ich betone – ein gesundes Pferd! Er sollte nicht gequetscht werden, weil es dadurch zu weniger Kauaktivität kommt und der damit verbunden verringerten Speichelproduktion.

Einem Pferd, dessen Darmmilieu komplett aus dem Ruder gelaufen ist, sollte kein Hafer zugefüttert werden, besser wäre es stärkearme Reiskleie zu verfüttern.

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QUALIFIKATION

Tier:

• Tierheilpraktiker an der Akademie für Tierheilkunde

• Ernährungsberatung Pferd Paracelsus-Schule

• Mykotherapie Tier bei MykoTroph

• Ernährungsseminare Hund und Pferd bei PerNaturam

Mensch und Tier:

• Reikimeister nach Usui

• Fitnesstrainer B-Lizenz