Schokolade – Gift für den Hund

Ein bekanntes Szenario: Man hat nur kurz den Raum verlassen und der beste Freund des Menschen sitzt schwanzwedelnd vor einem. Auf dem Boden verteilt, was von der Packung Zartbitter-Schokolade übriggeblieben ist.

Abgesehen davon, dass die antrainierten Benimmregeln von dem laufenden Fellknäuel völlig ignoriert wurden, macht sich ein ungutes Gefühl breit: Da war doch was, ist Schokolade nicht giftig für Hunde?

 Ist sie nun giftig oder nicht, die einen sagen ja die anderen nein und wieder andere erwähnen irgendwelche Grenzwerte.

Die Frage, ob man sich Sorgen machen muss, wenn der Hund mal wieder Verbotenes genascht hat, muss man mit einem absoluten Ja beantworten!

 

 Theobromin für den Menschen ein Genuss, für das Tier tödlich

Das, in der Kakaobohne enthaltene, Alkaloid Theobromin welches wie das Koffein und Theophillin zur Gruppe der Purinalkaloiden gehört, ist der verantwortliche Inhaltsstoff der für verschiedene Tiere tödlich wirken kann.

Alkaloide sind pflanzliche Sekundärstoffe deren Hauptaufgabe darin besteht, die Pflanzen vor Fressfeinden zu schützen, einerseits erreichen sie das auf Grund ihres oftmals sehr bitteren Geschmacks, anderseits durch, auf das zentrale Nervensystem, toxisch wirkende Eigenschaften.

Pflanzen mit derartigen Alkaloiden werden seit Urzeiten von uns Menschen als Rausch- und Genussmittel verwendet, Kokain, Nikotin sowie Morphin und Koffein sind einige der bekanntesten Alkaloide. Was für uns Menschen vielleicht nur eine berauschende Wirkung besitzt, endet für unsere Haustiere meist tödlich.

 

Hunde eher gefährdet als Katzen

Bei Hunden ist das Risiko an einer Schokoladenvergiftung zu sterben weitaus höher, als bei Katzen, da diese Kakaoprodukte normalerweise meiden.

Hunde hingegen unterliegen dem anziehenden Aroma der Kakaobohne. Es wird sogar von Vergiftungsfällen berichtet nachdem Hunde Garteneinstreu, welches zerkleinerte Kakaobohnenschalen beinhaltete, gefressen haben.

Einige Futtermittelhersteller bieten spezielle Theobromin-reduzierte Schokoladensnacks zum Verkauf an, jedoch sollte gut überlegt werden, ob es sinnvoll ist den Hund zum „Schokoholic“ zu erziehen. Der Hund wird nicht unterscheiden ob das nun „seine“ Schokolade oder Ihre Schokolade ist. Gleichzeitig bergen solche Produkte das Risiko der Desensibilisierung beim Hundehalter, nach dem Motto, …wenn die Futtermittelhersteller Schokolade für Hunde anbieten, kann diese ja nicht so schädlich für meinen Vierbeiner sein… Man sollte auch bedenken, das Alkaloide einen gewissen Suchtfaktor besitzen.

 

Die Dosis macht das Gift

Lebensbedrohliche Symptome treten beim Hund ab einer Dosis von ca. 60mg Theobromin pro Kilogramm Körpergewicht des Hundes auf. Eine 100gr Tafel 90%ige Bitterschokolade enthält ca. 2600mg Theobromin, dementsprechend müsste der Hund schwerer als 43 kg sein um diese Tafel unversehrt zu überstehen.

Die mittlere, orale, tödliche Dosis (LD50) von Theobromin, bei der jeder zweite Hund zwangsweise stirbt liegt zwischen 250mg-500mg/Kg Körpergewicht.

Im Fachterminus schreibt man „LD50 (Hund) = 250-500mg/Kg“.

LD steht für letale (tödliche) Dosis und die 50 dafür, dass im toxikologischen Test 50% der Versuchstiere bei dieser Stoffkonzentration verstorben sind.

Was nun den Theobromingehalt verschiedener Schokoladen betrifft, kann man sagen:

Je mehr Kakao sie enthält, desto höher ist der Theobromingehalt – Weiße Schokolade enthält so gut wie kein Theobromin.

Zu beachten ist hierbei auch die Halbwertszeit von Theobromin im Blutkreislauf, also jene Zeit bei der noch die Hälfte des Stoffes wirkaktiv ist. Sie liegt bei einem Hund bei ca. 17,5 Std. Das heißt, frisst der Hund 10gr 90%ige Schokolade und damit ca. 260mg Theobromin und frisst 17,5 Std später noch mal die gleiche Menge, würden sich dann nicht 260mg sondern schon 390mg im Blutkreislauf befinden. Bei einem Pekinesen könnten dann schon lebensbedrohliche Symptome eintreten.

Theobromingehalt in diversen Kakaoprodukten
Getrocknetes Kakaopulver 28,5 mg/g
Bitterschokolade 55%-90% 14-26 mg/g
Zartbitterschokolade 5,5-8 mg/g
Milchschokolade 1,5-2,3 mg/g
Hülle der Kakaobohne 9,1 mg/g
Weiße Schokolade 0.009 mg/g

 

Welche Symptome treten bei einer Schokoladenvergiftung auf

Die für den Hund gefährliche Wirkung von Theobromin beruht auf die hohe Verweilzeit im Blut und vereinfacht auf folgende Wirkmechanismen.

  • Gesteigerte Produktion von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin
  • Hemmung der Adenosinrezeptoren – Adenosin wirkt zentral beruhigend, aufgrund der Hemmung kann der Körper der stimulierenden Wirkung von Stresshormonen nicht entgegenwirken.
  • Anstieg von Kalzium in den Muskelzellen – Kalzium ist mitverantwortlich für Muskelkontraktionen, daher kommt es zu verstärkten Kontraktionen (Krampfneigung)

Anfängliche und dosisabhängige Symptome einer Vergiftung sind Unruhe, Zittern, erhöhter Blutdruck, erhöhter Harndrang, Erbrechen und Durchfall.

Höhere Dosen führen zu starken Krampfanfällen, Erhöhung der Körpertemperatur die sogenannte Hyperthermie (kein Fieber), Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Atemnot bis zum Atemstillstand.

Aufgrund dieser vielen, zu meist unspezifischen Symptomen, verlaufen schwere Theobrominvergiftungen ohne Behandlung nach 12-36 std. tödlich.

 

Es existiert kein Gegengift

Bei dem Verdacht einer Schokoladenvergiftung, sollte dem Tier schnellstmöglich ein Brechmittel gegeben werden um verbliebene Schokolade aus dem Körper zu bekommen, danach hilft medizinische Aktivkohle, um schon resorbiertes Theobromin aus dem Darm-Leber-Gallenblasen-Kreislauf aufzunehmen.

Des Weiteren helfen Infusionen die Konzentration von Theobromin im Blut zu verringern und die Ausscheidung über die Niere zu beschleunigen. Um eine Resorption aus der Harnblase zu verhindern ist der Einsatz eines Blasenkatheders dringend zu empfehlen.

Da kein Gegenmittel für Theobromin existiert kann nur rein symptomatisch behandelt werden.

 

Muss es wirklich Schokolade sein?

Wenn ja, denken sie an mögliche Folgen und gehen Sie unbedingt mit solchen Lebensmitteln achtsam um. Ein kleines Stück Schokolade bringt einen Hund nicht um, aber lassen sie einen Hund nicht unbeaufsichtigt mit dem leckeren Sonntags-Schokoladenkuchen, das Wochenende könnte für den Hund nicht so glimpflich enden.

Artikel teilenShare on Facebook
QUALIFIKATION

Tier:

• Tierheilpraktiker an der Akademie für Tierheilkunde

• Ernährungsberatung Pferd Paracelsus-Schule

• Mykotherapie Tier bei MykoTroph

• Ernährungsseminare Hund und Pferd bei PerNaturam

Mensch und Tier:

• Reikimeister nach Usui

• Fitnesstrainer B-Lizenz